August 2022 – Fünf Tote in acht Tagen

Tödliche Polizeigewalt stellt die letzte Eskalationsstufe dar und folgt einer rassistisch- klassistischen Einsatzlogik. Zudem befinden sich Opfer tödlicher Polizeigewalt häufig in psychischen Ausnahmezuständen.
Wir möchten daran erinnern, dass letztes Jahr im August – binnen acht Tagen – fünf Menschen von der Polizei getötet wurden:

02.08.2022 – Amin F. wird in Frankfurt, in seinem Hotelzimmer per Kopfschuss ermordet. Sein Bruder zog vor Gericht und erfuhr durch die Medien, nicht durch Behörden von der Ermordung.

03.08.2022 – Jozef Berditchevski lebte in Köln, war ein begandeter Musiker und verdiente sein Geld mit Straßenmusik, was ihm in der Pandemie untersagt wurde. Er verarmte und wurde in Köln erschossen, als er sich gegen die drohende Zwangsräumung auflehnte.

07.08.2022- Name Unbekannt, in Oer-Erkenschwick / Kreis Recklinghausen. Der 39-jährige Mann wurde nach dem Einsatz von Pfefferspray bewusstlos und verstarb im Krankenhaus.

08.08.2022 – Mouhamed Lamine Dramé war BVB Fan, ein guter Sportler und kam aus dem Senegal nach Dortmund, um seine Leidenschaft zum Fußball zu leben. Er wird im Hof einer Jugendeinrichtung erschossen. Der 16-jährige war suizidal und hielt sich ein Messer an den Bauch. Von ihm ging keine Gefahr aus.

09.08.22 – Name unbekannt, in Ansbach. Der 30 jährige Mann, dessen Asylantrag abgelehnt wurde, wurde erschossen, als er einen 17-jährigen angriff. Er galt als psychisch auffällig.

Noch immer gibt es keine offizielle Erfassung zu Toten durch die Polizei.
Wertvolle Arbeit leisten jedoch Death in Custody, die zu Tod in Gewahrsam von rassifizierten Personen arbeiten und Cilip, die tödliche Schüsse dokumentieren.
Letztes Jahr gab es zudem eine Anfrage zu tödlicher Polizeigewalt durch FragDenStaat. Die Gruppe topa aus Bochum listete ebenfalls Fälle tödlicher Polizeigewalt.

Letztere dokumentierte im Jahr 2022 insgesamt 36 Tote. Sind die Namen nicht bekannt.
Namen sind jedoch wichtig, um Erinnern zu können, und unabhängige Aufklärungsarbeit einzuleiten.

Wir fordern Gerechtigkeit für die Menschen, die von der Polizei ermordet wurden.
Gerechtigkeit, die nicht das strafende System der Polizei fortsetzt sondern eine Transformation hin zu einer Gesellschaft, die sozialen Missständen und Menschen in Notsituationen empathisch begegnet -nicht mit Maschinenpistolen, Pfefferspray und Taser.
Wir brauchen Communitys of Care mit niedrigschwelligen Unterstützungsangeboten, den Zugang sowohl zu Grundgütern, die Menschen zum Leben brauchen.
Kommt mit uns am 12.08. in Dortmund auf die Straße gegen tödliche Polizeigewalt!

Statement zur Situation in der Dortmunder Nordstadt

vom Solidaritätskreis Justice4Mouhamed & Defund The Police Dortmund

Die Polizei Dortmund hat in den letzten Tagen nicht nur den Schwerpunkteinsatz rund um den Borsigplatz um 14 Tage verlängert, sondern am gestrigen Abend auch zahlreiche Razzien in der Nordstadt durchgeführt. Zudem sollen die Kontrollen Priorstraße/Zimmerstraße verstärkt werden. Dies geschieht einzig und allein, da die Kameraüberwachung im Dietrich-Keuning-Park sowie der Münsterstraße zu Verdrängungseffekten führt und viele, zum Teil wohnungslose oder drogenabhängige Menschen, sich in der Nähe des dortigen Spielplatzes an der Zimmerstraße aufhalten.
Am heutigen Wochenende wurde erneut der Hauptbahnhof zur Waffenverbotszone erklärt, was zu zahlreichen Personenkontrollen führt. Betroffen von diesen Kontrollen in der Nordstadt und dem Hauptbahnhof sind vorwiegend PoC (People of Colour), da diese dem rassistischen Weltbild der Polizist:innen entsprechend als kriminell gelten. Diese Repression ist unerträglich!

Es ist klar – und das weiß auch die Polizei – dass vermehrte Kontrollen von Bewohner:innen und Kameraüberwachung von öffentlichen Räumen der Nordstadt nicht dazu führen, dass dieser Stadtteil sicherer und lebenswerter wird.

Was wir brauchen sind mehr finanzielle Ausgaben für Bildungs- und Gesundheitsinstitutionen, eine bessere Wohnungspolitik und mehr soziale Einrichtungen, die Menschen in prekären Lebensphasen unterstützen.

Wir stellen uns gegen die willkürlichen Kontrollen und Einsätze in der Nordstadt und fordern eine echte Unterstützung für Menschen, die hier leben!

No Justice, No Peace – Defund the Police